Widerstand gegen die französische Rohöl- Pipeline in Uganda
Text von Cyrill Hermann (Klimaaktivist) in Zusammenarbeit mit Aktivist*innen aus Uganda, 28. Mai 2025
Vom Lake Albert bis an die tansanische Küste soll auf 1.443 km eine beheizte Ölpipeline durch Natur-Schutzgebiete, Dörfer und sensible Ökosysteme gebaut werden. Doch die versprochene Entwicklung für Uganda bleibt ein leeres Versprechen. Über 100.000 Menschen verlieren ihr Land, ihr Zuhause, ihre Lebensgrundlage und ihre Kultur. Gleichzeitig wird die Klimakrise durch die Nutzung fossiler Energieträger verstärkt und trifft wiederum die Menschen im Globalen Süden am stärksten. Speziell betroffen durch die Vertreibungen sind Frauen und Mädchen, deren Lebenssituation sich massiv verschlechtert. Laut einer Studie von Oxfam (internationaler Verbund von Hilfs- und Entwicklungsorganisationen), hat die Vertreibung unverhältnismässige und negative Auswirkungen auf Frauen. Sie sind dadurch anfälliger für geschlechtsspezifische Gewalt. Auch eine Zunahme unbezahlter Betreuungsarbeit durch Frauen ist wahrscheinlich.
Das Projekt wird geplant und gebaut vom französischen Ölkonzerns Total Energies und hauptsächlich mitfinanziert durch die China National Offshore Oil Corperation, mit dem Ziel das Rohöl nach Europa zu transportieren.
«Die Regierung verkündete, dass sie jetzt Land bräuchten […] und dass die Pipeline vom Lake Albert zum Lake Victoria gehen wird. Da wusste ich, dass dieses Projekt so vielen Menschen das Land, die Tiere, die Kultur und schlussendlich ihre Existenz nehmen wird.» (Klimaaktivistin, 2025)
Trotz massiver Repression durch die autoritäre ugandische Regierung gehen Aktivist*innen in Uganda gegen die Pipeline auf die Strasse. Darüber hinaus organisieren sie mit der #StopEACOP-Kampagne Demonstrationen und Aktionen vor europäischen Finanz- und Versicherungsinstituten. Auf diesen Druck hin zogen bereits zahlreiche Versicherer und Banken ihre Unterstützung für das Projekt zurück und Total konnte die Finanzierung bis heute noch nicht vollständig sichern. Trotzdem hält der französische Ölkonzern an seinen Plänen fest und begann bereits mit dem Bau einiger Pipeline-Abschnitte.
An diesem Beispiel zeigt sich exemplarisch, die strukturelle Zerstörung durch den fossilen Kapitalismus. Die East African Crude Oil Pipeline (EACOP) ist mehr als ein Infrastrukturprojekt – sie ist Symbol eines modernen Neokolonialismus. Das Projekt reiht sich ein in eine lange Geschichte der kolonialen Ausbeutung der Ressourcen des Globalen Südens.
«EACOP ist kein Fortschritt – es ist ein Rückschritt. Es entreißt den Menschen ihre Heimat und befeuert die Klimakrise – für den Profit einiger weniger im Globalen Norden.» (Klima-Aktivist, 2025)
Cyrill Hermann (keine Pronomen) hat 2024 die Matura an der Kantonsschule Enge bestanden und studiert momentan Ethnologie und Geografie an der Universität Zürich. Cyrill ist ausserdem seit 2019 beim Klimastreik Schweiz aktiv und beschäftigt sich dort mit den Zusammenhängen von Kolonialismus und Klimakrise und mit Fragen der Klimagerechtigkeit. Dazu hat Hermann im Februar 2025 auch das Buch «What do we want?» im Rotpunktverlag veröffentlicht.
Weiterführende Literatur: Hermann, C. (2025). What do we want? Der Klimastreik – von Systemwandel bis Klimagerechtigkeit. Zürich: Rotpunktverlag.