Gesetz über traditionelle und komplementäre Medizin
Seit 1968 verbot ein Gesetz in Uganda, dass Personen ohne Lizenz Medizin, Zahnmedizin oder Chirurgie ausüben. Traditionelle Heiler waren jedoch ausgenommen, wenn sie von ihrer Gemeinschaft als fachkundig anerkannt wurden und ihre Praxis auf diese Gemeinschaft beschränkt blieb. Traditionelle Medizin hat in Uganda eine große Bedeutung, da ihre Praktiktizierenden deutlich zahlreicher sind als die Schulmediziner:innen. Interessanterweise überwachte bis vor kurzem das Gesundheitsministerium die Schulmedizin, während die traditionelle Medizin vom Ministerium für Frauen, Kultur und Jugend betreut wurde.
In den letzten Jahren nahm das Interesse der ugandische Regierung an traditionellen Gesundheitssystemen zu. So wurde ein Forschungsinstitut zur wissenschaftlichen Untersuchung pflanzlicher Heilmittel, das Natural Chemotherapeutic Research Institute (NCRI) errichtet. Ziel ist es, wirksame Naturprodukte in den nationalen Gesundheitsdienst zu integrieren. Die Forschung erfolgt dabei in Zusammenarbeit mit traditionellen Praktiker*innen.
Im Jahr 2019 verabschiedete Uganda den Traditional and Complementary Medicine Act (TCMA), ein Gesetz, das traditionelle Medizin offiziell anerkennt und reguliert. Damit können traditionelle Heiler*innen ihre Innovationen schützen und kommerzialisieren. Außerdem wurde ein nationaler Rat für traditionelle und komplementäre Medizin geschaffen, der Heilpraktiker*innen registriert und lizenziert.
Aus Sicht traditioneller Heilkundiger werfen sich dabei wichtige Fragen auf:
- Wie wird die Anerkennung und Regulierung durch den Staat die traditionelle Praxis beeinflussen? Wird die spirituelle und kulturelle Dimension ausreichend respektiert?
- Können komplexe, über Generationen überlieferte Wissenssysteme durch formale Lizenzierung und Bürokratie abgebildet werden, oder droht eine Vereinfachung und Kommerzialisierung?
- Wie können die Rechte und das geistige Eigentum der traditionellen Heilkundigen wirksam geschützt werden, ohne dass sie ihrer Autonomie beraubt werden?
- Wird die Zusammenarbeit mit der Schulmedizin wirklich auf Augenhöhe stattfinden, oder bleiben traditionelle Praktiken weiterhin gesellschaftlich und institutionell benachteiligt? Diese kontroversen Fragen zeigen, dass die Integration traditioneller Medizin in formale Gesundheitssysteme eine sensible Balance zwischen Schutz, Anerkennung und Bewahrung der kulturellen Identität erfordert.
Quellen
https://www.lawyers-uganda.com/legal-protection-available-for-traditional-medicine-brands-in-uganda (4.6.2025)