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Erfahrungen aus bisheriger Zusammenarbeit

Zur Museums-Zusammenarbeit – wie wirken sich die bisherigen Erfahrungen auf das aktuelle Projekt aus?

Die Universität Zürich arbeitet seit Langem mit wissenschaftlichen Einrichtungen in Uganda zusammen, namentlich mit der Makerere University in Kampala, Uganda, die älteste und renommierteste Universität in Ostafrika. 2008 hat die UZH ihre Partnerschaft mit einem Memorandum of Understanding formalisiert
https://www.175jahre.uzh.ch/ueber/afrika.html;
https://www.disabilityandtechnology.uzh.ch/en/projectdescription/cooperationmak-uzh.html

Seit 2014 arbeitete das Völkerkundemuseum der Universität Zürich, unter der Leitung von Dr. Thomas Laely, in einer längerfristig angelegten Kooperation mit zwei der wichtigsten Museen in Uganda zusammen: Dem Uganda National Museum in Kampala und dem privat geführten Igongo Cultural Center in Mbarara in West-Uganda. Die Zusammenarbeit stand unter dem Titel „Points of view - Visionen einer Museumspartnerschaft Uganda-Schweiz“.   

Uganda National Museum

Uganda National Museum 

Sie umfasste gemeinsame Forschungen in beiden Ländern,  co-kuratierten Ausstellungen und den Erfahrungs- und Wissensaustausch. Auch museologische Best-Practices wurden diskutiert. Neben eher technischen Inventurfragen ging es auch darum, wie mit den Sammlungen verbundene Gemeinschaften und externer Interessengruppen einbezogen werden können. 

Von 2017 bis 2018 wurden in den Museen in Uganda und in der Schweiz drei stationäre Ausstellungen zum Thema der Milchwirtschaft in Ostafrika wie im Alpenraum eröffnet.  Dank eines «Mobilen Museums» in einem umgebauten Lastwagen, erreichten die Ausstellungen in Uganda auch abgelegene, ländliche Gemeinschaften. 

Nach Abschluss des Projektes regten die ugandischen Partner ein Folgeprojekt zum Thema von Heilpflanzen bzw. Pflanzenmedizin an, das im Zeitraum zwischen 2019 und 2022 vom internationalen Projektteam weiterentwickelt wurde. 2022 konnte der Botanische Garten und das Institut für Evolutionäre und Systematische Botanik anstelle des Völkerkundemuseums als neue Projektpartner gewonnen werden.  

Die erforderlichen Forschungen sowie die Umsetzung der Ausstellungen in Uganda werden vom Lotteriefonds/Gemeinnützigen Fonds des Kantons Zürich sowie dem Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF)/ Programms «Solution Oriented Research for Development» (SOR4D) grosszügig unterstützt.  

Die über grosse räumliche Distanzen geführten Forschungen setzen ein gutes Vertrauensverhältnis voraus. Das gilt ebenso für die in enger Abstimmung miteinander realisierten Ausstellungs-, Publikations- und Kommunikationsvorhaben. Dabei ist es wichtig, sich der Ungewissheiten und potenziellen Risiken bewusst zu sein. Voraussetzung und entscheidender Vorteil ist, auf einer langjährigen Partnerschaft und einem langfristigen Engagement, einer Beziehung des Vertrauens und der „kritischen Freundschaft“ aufbauen zu können, die auch inhaltliche wie persönliche Auseinandersetzungen erlauben. 

Das Projektteam versteht seine Arbeit als Beitrag zur Entwicklung partizipativer, dekolonisierter wissenschaftlicher und musealer Praktiken und reflektiert kritisch die Möglichkeiten und Herausforderungen partizipativer Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Dahinter steht die Absicht, festgefahrene hierarchische und (neo-)koloniale Strukturen der Wissensproduktion und -verbreitung in musealen und wissenschaftlichen Praktiken zu durchbrechen und gegenseitige Lernprozesse in den Vordergrund zu stellen.   

Literatur: 

Grigo, Jacqueline; Laely, Thomas (2023). Attempts to Decolonize Knowledge Production in Museum Practice. Critical Reflections on a Collaboration between Uganda and Switzerland; in: Recherches Sociologiques et Anthropologiques, 53(2):119-151. 

Grigo, Jacqueline (2019). Points of view. Kritische Reflexion einer transnationalen Museumskooperation. In: Groth, Stefan; Christian, Ritter. Zusammen arbeiten. Praktiken der Koordination und Kooperation in kollaborativen Prozessen. Bielefeld: Transcript Verlag, 79-110.  (online)

Laely, Thomas, Marc Meyer, and Raphael Schwere, eds. 2018. Museum Cooperation between Africa and Europe. A New Field for Museum Studies. Museum 33. Bielefeld: Transcript; Kampala: Fountain Publishers.