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Traditionelle Vermittlung von Gesundheitswissen in Uganda

Traditionell wurde Wissen über Gesundheit und auch über Pflanzenmedizin in Uganda innerhalb der Familien mündlich weitergegeben. Aber auch Tanz, Trommeln, Rituale, Gesang, Geschichten und öffentliche Redekunst hatten eine wichtige Bedeutung, wenn es darum ging Körper- und Gesundheitswissen zu vermitteln. In manchen ländlichen Gemeinschaften Ugandas, wo der Zugang zu modernen Medien eingeschränkt ist, wirken solche traditionelle Kommunikationsformen noch immer als lebendige und effektive Werkzeuge der Wissensvermittlung.

„Wenn Wissen tanzt, spricht und trommelt, erreicht es Herz, Verstand – und ganze Dörfer. Zwischen Moderne und Tradition entstehen so starke, nachhaltige Brücken der Verständigung und Heilung“,
sagt der Ugandische Literaturwissenschaftler Aaron Mushengiezy.

„Sprechende Trommeln“

„Sprechende Trommeln“ übermitteln Botschaften. Der König von Buganda, eines der traditionellen Königreiche in Uganda beispielweise, nutzte bestimmte Trommelschläge in früheren Zeiten um zu Gesundheits-Aktionen wie der Reinigung von Brunnen aufzurufen. Noch heute rufen Trommeln mancherorts zur Impfung, warnen vor Cholera oder erinnern an Hygieneregeln. Jede Trommel hat ihre Bedeutung – ein System, das ohne Schrift, aber mit viel Präzision funktioniert.

Ndere Troup

Aufführung der Ndere Troup: “Talking drums” https://www.youtube.com/watch?v=7z6almH9obk
Weitere Informationen zu Trommeln in Uganda finden Sie z.B. unter: https://www.face-music.ch/instrum/uganda_drumen.html

Geschichtenerzähler- und Dorfsprecher*innen

Traditionelle Erzähler*innen haben oft ein grosses Wissen über Pflanzen, Ernährung, Gesundheit, Krankheit oder Sexualität. Dieses geben sie in From von Geschichten und Erzählungen weiter. Die ndiwulira-Fabel etwa – in der ein Maiskäfer, der Warnungen ignoriert, gekocht wird – wurde erfolgreich in der AIDS-Aufklärung eingesetzt. Geschichten wie diese klären auf, ohne zu belehren – mit Witz und Emotion. Sie sind im Alltag der lokalen Bevölkerung verankert und daher gut verständlich und nachvollziehbar. In den Dörfern mancher Regionen übernehmen matalisi (“Dorfsprecher*innen”) die Rolle lebendiger Nachrichtenübermittlung. Ausgestattet mit Trommel und Stimme, informieren sie über Impfkampagnen, Epidemien oder Fehlverhalten – direkt, öffentlich und mit Nachdruck.

Tanz

Auch Tanz spielt eine entscheidende Rolle bei der Weitergabe von Wissen und Praktiken. Traditionelle Heiler in Uganda nutzen Tanz, um Geschichten zu erzählen, die die heilenden Eigenschaften von Pflanzen und die Bedeutung von Ritualen vermitteln. Diese performativen Elemente schaffen eine Verbindung zwischen der Gemeinschaft und den Heiltraditionen, indem sie Wissen auf eine Weise weitergeben, die sowohl emotional als auch lehrreich ist. Die Bewegungen und Rhythmen des Tanzes sind oft mit spezifischen Heilmethoden und -praktiken verknüpft, wodurch sie zu einem integralen Bestandteil des Lernprozesses werden.
Ein Beispiel für diese Praxis ist der Bakisimba-Tanz, der in der Buganda-Region populär ist. Dieser Tanz wird oft bei Zeremonien aufgeführt, die mit Heilung und spiritueller Reinigung verbunden sind. Die Tänzer verkörpern die Kräfte der Natur und der Ahnen, was den Zuschauern hilft, ein tieferes Verständnis für die Verbindung zwischen Mensch und Natur zu entwickeln. Viele weibliche Heilerinnen nutzen Tanz, um ihre Kenntnisse über Heilpflanzen und deren Anwendung zu teilen. Diese Praxis fördert nicht nur das Wissen, sondern stärkt auch die Rolle der Frauen in der Gemeinschaft.
Die performativen Künste sind lebendige Archive des traditionellen Wissens und überaus dynamische Formen der Wissensweitergabe.

Das Projekt Traditional Medicine in Transition untersucht u.a., inwiefern solche performativen Kommunikationsformen auch in Zukunft genutzt werden können, um Körper- und Gesundheitswissen wirkungsvoll weiterzugeben. Auch eine Kombination traditioneller performativer und narrativer Elemente mit modernen Medien ist denkbar.

Quelle:
Laufende Forschungen (unveröffentlichte Manuskripte)
Mushengyezi, Aron, 2003. Rethinking Indigenous Media: Rituals, 'Talking' Drums and Orality as Forms of Public Communication, in: Journal of African Cultural Studies , Jun., 2003, Vol. 16, No. 1, Special Issue Focusing on the Media in and about Africa (Jun., 2003), pp. 107-117. (https://www.jstor.org/stable/3181389)