Traditionelle «Strategien» zur Erhaltung der Biodiversität
Wie traditionellen Heilkundige im Buganda-Königreich in Uganda ihre Umwelt und (medizinal) Pflanzen schützen
Diese Zusammenfassung basiert auf der Masterarbeit von Florian A. Derler (2025).
In der Buganda-Region Ugandas spielen traditionelle Heilkundige eine zentrale Rolle beim Schutz von Heilpflanzen und der biologischen Vielfalt. Ihre Erhaltungsstrategien sind tief in spirituellen Weltbildern, kulturellen Praktiken und generationsübergreifendem Erfahrungswissen verankert. Ein wesentliches Element dieser Strategien ist der Glaube an Geister, die in Bäumen, Hügeln, Flüssen oder Wäldern wohnen. Diese spirituellen Vorstellungen führen dazu, dass bestimmte Orte als heilig gelten und nur unter rituellen Bedingungen betreten oder genutzt werden dürfen. Dadurch entstehen inoffizielle Schutzzonen, in denen Eingriffe in die Natur tabu sind.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil sind kulturelle Tabus und Regeln zum Umgang mit Heilpflanzen. So gibt es klare Vorschriften darüber, wann und wie Pflanzen geerntet werden dürfen – beispielsweise nicht nach sexueller Aktivität, nur zu bestimmten Tageszeiten oder in einer bestimmten Anzahl von Blättern. Diese Praktiken regulieren die Nutzung und fördern eine nachhaltige Bewirtschaftung der Ressourcen. Totems, also symbolische Tier- oder Pflanzendarstellungen, spielen heute eine eher untergeordnete, aber kulturell weiterhin bedeutende Rolle im Umgang mit bestimmten Arten oder Landschaftselementen.
Angesichts von Umweltveränderungen wie Abholzung oder Landprivatisierung wenden sich viele Heiler*innen dem Anbau von Heilpflanzen auf eigenem Land zu. Sie kultivieren teils mehrere hundert Arten und zeigen eine hohe Anpassungsfähigkeit, etwa durch die Verwendung von Blättern anstelle von Wurzeln oder durch die Auswahl schneller wachsender Pflanzenarten. Gleichzeitig äußern viele von ihnen den Wunsch nach größerem Zugang zu Land, um ihre Anbauflächen erweitern zu können.
Traditionelle Heiler*innen verstehen sich nicht nur als Wissensbewahrende, sondern auch als Lehrende. Sie geben ihr Wissen mündlich weiter und sensibilisieren Gemeinden für den respektvollen Umgang mit der Natur. Dabei nutzen sie teilweise bewusst Geheimhaltung, um empfindliche Ressourcen vor Ausbeutung zu schützen. Verstärkt wird dies durch Erzählungen und Mythen, die Respekt oder Angst vor bestimmten Orten und Wesen in der Natur fördern. Geschichten über Naturgeister oder Zwillingsgeborene vermitteln ökologische Prinzipien auf spiritueller Ebene.
Spiritueller Heiler und Hütte für die Kommunikation mit Geistern
Allerdings stehen diese Praktiken wachsenden Bedrohungen gegenüber – etwa Landraub, Urbanisierung, industrielle Nutzung von Ressourcen oder mangelnde Anerkennung durch staatliche Stellen. Häufig geraten heilige Stätten durch Bauprojekte unter Druck. Zudem sinkt das Interesse der jüngeren Generation an traditionellen Praktiken, was die Weitergabe des Wissens gefährdet.
Trotz dieser Herausforderungen zeigt die Forschung, dass traditionelle Strategien des Pflanzenschutzes in Uganda nach wie vor wirksam und relevant sind. Sie vereinen ökologisches Wissen mit kultureller Verankerung und bieten wertvolle Ansätze für nachhaltige Naturnutzung – vorausgesetzt, sie werden gesellschaftlich und politisch anerkannt.